Ausgehend vom angelsächsischen Raum entstand Ende des 19. Jahrhunderts eine Reformbewegung mit dem Gedanken, die vorhandenen Vorzüge des Lebens in der Stadt (gute Infrastruktur und kulturelle Angebote) mit den Vorzügen des Lebens auf dem Lande (gesundes, naturnahes Wohnen) zu verbinden. Die Errichtung von peripheren, dezentralen, in ihrer Größe begrenzten Stadtteilen, mit Einfamilienhäusern und Gärten war das Ziel.

Diese Reformbewegung führte in Deutschland zur Gründung der Deutschen Gartenstadtgesellschaft, die wiederum unter ihrem damaligen Generalsekretär Dr. Hans Kampffmeyer im Jahre 1907 die Gründung der Gartenstadt Karlsruhe initiierte. Die Gartenstadt Karlsruhe gehört neben der Gartenstadt in Hellerau bei Dresden zu den ersten Gründungen dieser Art in Deutschland.

Das angestrebte Ziel sollte allen Bevölkerungsschichten zugänglich gemacht werden. Durch genossenschaftlichen Zusammenschluss sollte erreicht werden, was dem Einzelnen mit wenigen Mitteln unerreichbar war. Die satzungsmäßigen Richtlinien verpflichteten Grund und Boden als Eigentum der Genossenschaft und schlossen so mögliche Spekulationsgewinne und Bereicherung Einzelner auf Kosten der Gemeinschaft aus.

Die neu gegründete Genossenschaft erreichte nach langwierigen Verhandlungen mit der badischen Domänenverwaltung, dass in Rüppurr ein ca. 12 ha großes Gelände zu günstigen Bedingungen zur Verfügung gestellt wurde. Weitere 60 ha wurden für spätere Zukäufe vorbehalten. Ab dem Jahr 1911 wurde mit dem Bau begonnen.

Grundlage der Bebauung waren mehrere aufeinander aufbauende städtebauliche Planungen, an denen auch die Hochschulprofessoren Friedrich Ostendorf und Max Läuger beteiligt waren.

Der Ostendorfplatz bildet sich als Eingang zur Gartenstadt ab und stellt sich als zentraler Übergang vom Vorort Rüppurr in den neuen Stadtteil dar. Von dort aus erschließen die wesentlichen Straßen das Siedlungsgebiet. Heute sind hier zahlreiche Geschäfte untergebracht, die die räumlich nahe Grundversorgung der Bewohner sicherstellen.

Aufgrund der unterschiedlichen Wohnbedürfnisse der Bewohner waren verschiedenartige Haustypen konzipiert, die das Gesamtbild abwechslungsreich gestalten. Angestrebt wurden, neben zweigeschossigen frei stehenden Einfamilien- und Doppelhäusern, kostengünstige schmale Reihenhäuser, meist in Form von Reihenhausgruppen von sechs bis maximal 15 Häusern. Aus wirtschaftlichen Gründen konnte jedoch der alleinige Bau von Einfamilienhäusern nicht mehr aufrecht erhalten werden, und man ist in späteren Jahren zum Bau von Mehrfamilienhäusern übergegangen.

Im Jahr 1935 wurden die Gartenvorstadt Grünwinkel mit Wohnbauten in Grünwinkel und Daxlanden sowie die Baugenossenschaft Bulach mit der Gartenstadt in Rüppurr verschmolzen. Das Wohngebiet der Gartenstadt in Bulach, Daxlanden, Grünwinkel und Rüppurr umfasst heute 2.004 Wohnungen und gewerbliche Einheiten.

Die Gewerbeeinheiten sind bewusst so ausgesucht, dass sie im wesentlichen der täglich wiederkehrenden Bedürfnisbefriedigung der Bewohner dienen. In Rüppurr runden ein an die Stadt Karlsruhe vermieteter Kindergarten und ein Schülerhort das gute Infrastrukturangebot ab.